Wiegeland der Schreckliche lag krank in einer Ecke der Abstellkammer des Hauses seiner Besitzerin. Man hatte ihn mit losen Knopfaugen und fadenscheinigem Bauchfell im Staub der vergessenen Dinge zurückgelassen und Gras über die Sache von damals wachsen lassen.
Denn er war es zu jener Zeit mit ziemlicher Regelmäßigkeit gewesen, der an den Marterpfahl der Großstadtindianer gebunden worden war, um das Opfer seiner Besitzerin zu mimen. Nur damit ihr selbst die Unannehmlichkeiten der Folter durch die Bande der Nachbarskinder erspart geblieben war und niemand sie nach dem Preis ihres letzten Tauschhandels fragen würde.
So stand Mone im Türrahmen der besagten Kammer des Vergessens und hatte sich über die Jahre bei Wiegeland dem Schrecklichen hoch verschuldet, um nicht zu sagen schlimm verknechtet.
Als sie ihren alten Kameraden endlich unter all dem Geröll ihrer längst verstorbenen Familie gefunden hatte, fühlte sie seinen reichen Einfluss auf ihr Gemüt. Sie spürte, wie sich der lose Blick seiner halb aus dem abgewetzten Kopf heraushängenden Knopfaugen tief in sie hineinbohrte, um sie schuldig zu machen.
Schuldig ob ihrer verschütteten Erinnerungen an ihre gemeinsamen vergangenen Jahre. Schuldig ob ihrer Drohung von vor Jahren, ihn für immer dort zu belassen, wo sie ihn damals in ihrer Wut hingeschleudert hatte, weil er sie hatte nicht beschützen können vor den Häschern ihrer Kindertage in der Nachbarschaft. Und schuldig ob des Preises, den sie damals nicht gezahlt hatte, um sich ihrer Haut zu erretten.
Heutzutage juckte ihr diese gelegentlich die Seele aus dem Leib. Und zwar immer dann, wenn sie die Schuld von damals verspürte und ihr Heil in anderen Dingen suchte, um sich mit den Stehrumchens in ihrer eigenen Wohnung zu unterhalten.
Und das war immer dann der Fall gewesen, wenn sie die Ablenkung im Nichtschlafen aufsuchte und den Trost in ihrer Arbeit fand. Denn sie war eine Lebenskünstlerin, die es verstand, den Klee beim Mondschein zu loben und zu ernten und daraus dann das feine Gespinst ihrer Geschichten zu weben.
So wie im Augenblick des Jetzt, als Wiegeland der Schreckliche mit seinen Hundepfoten über das Papier auf ihrem Schreibtisch tapste und ihr von seinem Dasein als Geist in der Plüschtierhölle berichtete, während Mone sogar gar nicht im Fluss mit sich selbst zu sein schien …
© CRSK, Le, 10/2022
8 Reizworte:
- Unannehmlichkeiten
- Drohung
- Preis
- Haut
- Einflussreich
- Unterhalten
- Verschuldet
- festbinden