graumeliert

Graumeliert

Grau ist mein Anno von Dazumal,
hat schon lange die Erinnerung ans Gestern verwischt
Ich weiß nicht mehr genau, wann Anno war
und ahne nur noch verschwommen,
wer Anno gewesen ist
Aber ein zerknülltes Aquarell liegt mir nun zu Füßen –
vom Tau des Nebels ganz aufgeweicht,
der in Schleiern endlos darüber hinwegwabert
Vor allem, wenn ich laut darüber nachzudenken suche,
um nicht auch noch den Weizen aus der Mühle mit der Spreu
über das knülle Papier auszukippen
Und das verwaschene Aquarell spricht mit mir,
labert merkbefreite Fetzen
aus längst verfochtenen Dramen
und klabert mir alte Emos ans Bein,
so dass ich mich kurz dahin wähne,
wo ich einmal gewesen bin,
bis ich alles wieder graumeliert habe,
um das Damals sein zu lassen,
als dass es ist

© CRSK, Le, 10/2022