Zelebrieren

Steine können zu einer Last werden, wenn wir sie jahrzehntelang in unseren Schatzkammern der Daseinsbleibe horten, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Selbst die kleinsten Kiesel können dabei enorm viel Energie anstauen und bunkern und plötzlich, wenn wir sie schließlich doch in einer schwachen Minute eines oder gar mehrere Blicke würdigen, weil wir uns wieder an sie erinnern und sie uns wieder geläufiger werden, zu einem Lichtmeer aus lauter versteinerten Glühwürmchen anschwellen, die nach unserer Gunst lechzen, um auch ja unsere Beachtung im Kreisschluss der Zeit aus den Dreizehn Wünschen eines Jahres geschenkt zu bekommen.

Jeder dieser Kieselsteine ist eine meiner vielen Begehren, die ich mit den Jahrzehnten nie geäußert, dafür allerdings vehement zerträumt habe, bis sie nur noch ausgekaute Kaugummis waren, die nach alt muffigem Scheuerlappen schmeckten, zwischen den Zähnen immer mehr wurden und ich sie mir dann enttäuscht vor die Füße gespuckt habe.
Jeder dieser versteinerten Gedanken liegt nun präsentabel auf meiner Werkbank und wartet darauf, in meiner Lust auf Neues, auf Loslassen und Loslaufen, eingegossen zu werden.
Jeder dieser wiedererinnerten Staubfänger für einen Altar der Gelassenheit an glücklichen Augensekunden mit mir selbst und meinen Musenküssen an das Leben.
Jeden Moment der Arbeit an diesem neuen Wunschprojekt einmal mir etwas Atmen gönnen.
Und jede Sekunde der Pause im luftigen Draußen dieser, meiner, Welt sein.

© CRK, Le, 01/2022

8 Worte:

  • Gunst
  • Gelassenheit
  • gönnen
  • glücklich
  • Lust
  • Lichtermeer
  • luftig
  • lechzen

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