Vipraneska, die Schlange, lag im Schoß des Yodameisters und schlief, während er ihren lumineszierenden Körper betrachtete. Er beobachtete, wie sich ihr fahlblaues Licht in seinen Brillengläsern verfing und sich mit den Lichtkränzen der Laternen, draußen vor dem Haus, vereinte.
Er war müde.
Zu seinen Füßen hatte sich ein Mosaik ausgebreitet, das er in seinem Geist Fugental für Steinberg für Fugenstraße, -gasse und -weg durchquerte.
Bis hin zu den Hochplateaus der Mondsüchtigen bewegte er seine bleischweren Glieder, nur um seinen Snatz in der Hand wiederzufinden, der lieber ein Tauber-Ich auf dem Dach gewesen wäre, wenn er denn …
Tja wenn.
Das ist immer so eine Sache mit diesem Wort, wenn, dachte sich der Yodameister, als er im Geiste vor den Staubkörnern und -flusen seiner Arbeiterklasse zum Stehen gekommen war und eine spontane Ansprache hatten halten wollen, die ihm jedoch plötzlich entfallen war.
Er dachte noch, wie es wohl wäre, wenn Vipraneska zu ihm sprechen würde, als seine Gedankenwelt des Mosaiks zu implodieren begann, und seine gesamte staubige Arbeiterklasse mit in den Tod riss.
Dabei tat sich in dieser Nebelwüste aus Dreck eine Filmvorschau nach der anderen über eine klinische Welt der Leere im Sinn und auch im Unsinn, in Zeit sowie im Raum auf.
Da hörte der Yodameister endlich die gespaltene Stimme der Schlange in seinem Kopf. Wie sie zu ihm sprach, dass er bitte den Raum seiner Welt öffnen möge, um die verlorenen Seelen des Staubes freizugeben und in die Allgegenwärtigkeit der Erde zurückzulassen.
Sie sprach weiter, dass er ihnen doch bitte bedingungslos vergeben möge, denn sie könnten ja nichts für ihr Dasein. Sie existierten einfach ohne irgendeine Wertung ihrerseits.
Der Yodameister schluckte und streichelte der Schlange Vipraneska über den Leib, als er, mit dem Kopf auf dem Schreibtisch liegend, erwachte und vor ihm seine alte Mosaikarbeit erblickte, ein Tablett, dass er vor Jahren „Landscape“ getauft hatte. Mit der linken Hand fuhr er sanft über die unfertige Arbeit, die frisch gelegten Glassteine und die unverfugten Fugen.
Ihm fiel wieder ein, dass er ja eigentlich noch zu Freund Nestor hätte wollen wollen, wenn es nicht schon so spät gewesen wäre, während er den Snatz in seiner Hand bei seinem Spatzendasein beließ und sich das Innenglück darüber in ihm ausbreitete. Denn auch ein Snatz hatte seine Visionen und konnte danach leben und handeln.
Der Yodameister lächelte sein Lächeln und ging schließlich doch ins Bett. Denn sein Wecker würde ihn um 3 Uhr morgens aus dem Schlaf holen.
© CRK, Le, 10/2020