
Emo-Mensch
Knorke war ein zwei Meter Hüne, hatte aber Streichholzbeine und Betonklötze als Füße. Als man ihn mit den Beinen voran ins Wasser warf, machte es gluck-gluck und weg war er.
Selbst unter Wasser kämpfte er noch den Krampf seines Lebens gegen den Sandsack, den man ihm vor den Bierbauch gebunden hatte. Er boxte von der Seite her auf ihn ein, rang mit ihm um seinen Atem und versuchte die Fesseln, die sie einander umwanden, zu lösen, doch es wollte ihm nicht gelingen.
Stattdessen erblickte er eine Riesenkrake, die für ihn Mandoline spielte und ihm die Ode an den Götterfunken vorsang. Aber Erbarmen hatte sie mit ihm nicht. Und selbst die Clownsfische, die um ihn herumschwammen, befreiten ihn nicht von der Last des Sandsacks, auf dessen Hülle mit Roten Lettern: „Liebe dich selbst“ geschrieben stand.
„Wofür?“, fragte sich Knorke, riss seinen Mund sperrangelweit auf, atmete Wasser und ward in einen Einsiedlerkrebs verwandelt, der sich in sein Schneckenhaus aus vielen kleinen Sandsäckchen zurückzog und mit dem Leben schmollte, weil es ihn schmerzte.
© CRK, Le, 09/2020